Verwildertes Naturschutzgebiet Kirschenberg

Zur Vorgeschichte:
Das Original dieses Schreibens ist am 24.12. vom Einbecker Ratsherrn Alexander Kloss an die Bürgermeisterin und weitere Adressaten verschickt worden. Ich zitiere seinen Text hier, um einen leichteren Einstieg in die Problematik zu

ermöglichen.

Bernd Koch am 31.12.23

„Sehr geehrte Frau Dr. Michalek ...,

ich bin vor kurzem aus der Bevölkerung zum Pflegezustand des Naturgebietes Kirschen- berg angesprochen worden.
Die Mitbürgerin beklagte die starke Überwucherung des gesamten Gebietes und das Absterben zahlreicher Kirschbäume, die für diesen Teil unseres Stadtgebietes ja eigentlich charakteristisch sind. Einige der Kirschbäume sind nach ihrer Aussage extrem stark geschädigt und könnten dadurch in der Nähe der Wege auch zu einer konkreten Gefahr für Spaziergänger werden.

Unmittelbar nach dem Gespräch habe ich mir das Areal daher etwas genauer angesehen und Fotos gemacht. ... Außerdem habe ich mich mit einigen forstlichen Fachleuten aus meinem Umfeld in Verbindung gesetzt. Aus diesem Kreis erhielt ich die Empfehlung, dass die durch die stark wuchernde Waldrebe geschädigten Bäume entlang der Wege ent- nommen und durch Neuanpflanzungen von Kirschbäumen kompensiert werden sollten. Dadurch bliebe auch der historische Charakter des Kirschenberges erhalten. Die neuen Kirschbäume sollten aber dauerhaft von der Waldrebe freigeschnitten werden. Nach meiner Kenntnis hat der frühere Stadtförster diese Maßnahme jahrelang durch ABM- Kräfte ausführen lassen. Ich kenne die Waldrebe als stark wuchernde Pflanze; ein regelmäßiger - zum Beispiel jährlicher - Rückschnitt erscheint vor diesem Hintergrund weiterhin sinnvoll und geboten, um dem Zurückdrängen der diversen Baumarten entgegenzuwirken.

Das Naturgebiet Kirschenberg wurde ja bekanntlich im Jahr 1985 von der heutigen KWS SAAT SE gestiftet. Ich gehe davon aus, dass danach die Erhaltung und Pflege des Areals als dauerhafte Verpflichtung auf die Stadt Einbeck übergegangen ist. Ein angemessenes Erscheinungsbild dürfte zudem auch heute noch im Sinne des damaligen Stifters sein. Bitte teilen Sie mir einmal mit, welche regelmäßigen Pflegemaßnahmen zurzeit am Natur- gebiet Kirschenberg erfolgen und wie sich die Zuständigkeiten dafür darstellen (Forst bzw. Bauhof). Ferner bin ich Ihnen für eine Aussage dankbar, wie sich die Stadtverwaltung die Zukunft der Fläche vorstellt bzw. ob es bereits konkrete Ansätze für „außerordentliche“ landschaftspflegerische Arbeiten aufgrund der gegenwärtigen verwilderten Situation am Kirschenberg gibt.

Ich bitte Sie um eine schriftliche Auskunft in einer Form, die ich auch an die Hinweisge- berin weitergeben bzw. öffentlich kommunizieren kann. Das Thema dürfte sicherlich viele Einbeckerinnen und Einbecker interessieren. Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Alexander Kloss
Mitglied des Rates der Stadt Einbeck Kreistagsabgeordneter des Landkreises Northeim“

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Lieber Herr Kloss,
Ihr Schreiben ist ja wieder einer Ihrer konstruktiven und ebenso zielsicheren Volltreffer! Bravo!! Was wäre Einbeck doch für ein trostloses Nest ohne Ihren ständigen Einsatz für das Allgemein- wohl im weitesten Sinne des Wortes! In diesem konkreten Falle wundert es mich allerdings,

warum die KWS als Stifterin des "Naturgebiets Kirschenberg" so lange tatenlos zugesehen hat, wie die in diesem und weiteren Fällen suboptimal arbeitende Stadtverwaltung und die hinter ihr stehenden Mehrheitsparteien die Dinge "hat schleifen lassen". Es ist höchste Zeit, dass eine gut informierte, wachsame Bürgerschaft eine Kursänderung zum Besseren durchsetzt! Das schließt ausdrücklich die Veränderung der bestehenden Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat und Kreistag ein: Viele Besitzer und Besitzerinnen von politischen Erbhöfen verlieren über die Jahre ihren Schwung und die Bereitschaft, sich mit abweichenden Ideen überhaupt nur zu befassen.

Kritische Geister wie Sie, sehr geehrter Herr Kloss, und einige andere deshalb als üble „Popu- listen“ zu beschimpfen, zeugt mindestens von intellektuellen Defiziten auf gleich mehreren Gebieten und von einer arroganten Überheblichkeit im Hinblick auf die Sorgen und Nöte von großen Teilen der Bevölkerung. Das können wir uns entweder weiterhin gefallen lassen – übrigens auch durch die nicht immer neutrale Berichterstattung im Einbecker Lokalblatt – oder mit Scharfsinn, Ironie und Entschlossenheit dagegen halten!

Glücklicherweise brauchen wir Erdenbürgerinnen und Erdenbürger in der Politik ja nicht auf das Jüngste Gericht zu warten. Denn Wahltermine kommen öfter, aber eigentlich immer noch mit zu langen Zwischenabständen. Dennoch: Halten wir unser Pulver trocken, passen wir gut auf und arbeiten wir zusammen!

Mit freundlichen Grüßen Bernd Koch